Bau-Know-how von TV-Architekt John Kosmalla!
Die meisten Deutschen träumen vom Eigenheim. Für viele ist das eigene Haus allerdings – gerade auch in Zeiten wieder gestiegener Zinsen – ein finanzieller Kraftakt.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Baupreise weiter anziehen. Und weil die Wünsche in Bezug auf das Traumhaus meist groß sind, genau wie die Angebote der Baufirmen. Wer nur ein schmales oder durchschnittliches Budget zur Verfügung hat, kann allerdings mit dem einen oder anderen Kniff und guter Planung viel Geld sparen – ohne qualitativ große Abstriche zu machen. Wir haben unseren erfahrenen Bauexperten und TV-Architekten John Kosmalla gefragt, welche Top-Tipps er für die Musterhaus.net-User hat: Wo lässt sich beim Hausbau sparen? Wie kann man als Bauherr möglichst günstig bauen?
Artikelübersicht:
- Richtig finanzieren
- Kompakte Bauweise und Wohnfläche
- Weniger ist mehr: Möglichst schlichte Architektur
- Kein Keller
- Garten: Lieber klein
- Standard-Ausstattung in Küche, Bad und bei der Haustechnik
- Eigenleistungen – aber bitte mit Augenmaß
- Einfache Dachform
- Auf Kamin/Schornstein verzichten
- Anbieter gut vergleichen
- Förderungen in Anspruch nehmen
- Alternativen Haustyp bauen
- John's Fazit
Tipp 1:
Richtig finanzieren
John Kosmalla: „Immer wieder erstaunlich finde ich, dass vielen Baufamilien gar nicht bewusst ist, wieviel Geld sich mit der optimalen Finanzierung tatsächlich sparen lässt. Auch kleinste Zins-Unterschiede machen sich bei hohen Summen in Bezug auf die lange Gesamtlaufzeit von 20, 25 oder 30 Jahren schnell mit mehreren tausend Euro bemerkbar – mit der richtigen Baufinanzierung sind Ersparnisse von bis zu 20.000 Euro und mehr möglich. Es ist deshalb äußerst empfehlenswert, nicht nur mit der Hausbank über die Finanzierung des Bauprojekts zu sprechen, sondern Angebote möglichst vieler potenzieller Darlehensgeber einzuholen, etwa über die bewährten Baufinanzierungs-Portale.“
Tipp 2:
Kompakte Bauweise und Wohnfläche
„Jede Baufamilie sollte sich am Anfang die ehrliche Frage stellen: Wie viel Wohnfläche brauchen wir tatsächlich? Benötigen wir ein dreimal im Jahr genutztes Gästezimmer, ein Ankleidezimmer oder ein Gästebad? Generell wird in Deutschland oft zu groß gebaut. Kompakt und platzsparend zu bauen spart hingegen viel Geld, denn jeder Quadratmeter extra kostet mindestens 2.500 Euro zusätzlich, teils noch deutlich mehr! Ich empfehle, möglichst viel Zeit und Herzblut in die Grundriss-Planung zu investieren: Ein offener Grundriss, mit wenigen Innenwänden und Türen und geschickter Aufteilung der Räume, ist günstiger zu realisieren. Verzichten sollte man möglichst auf Räume mit wenig Nutzen. Und Verkehrsflächen wie Flure und Treppen wenn möglich reduzieren. Optimal diesbezüglich ist natürlich eine eingeschossige Bauweise, wie etwa beim Bungalow. Generell sparen Flächen im Haus Platz und Kosten, die mehrfach genutzt werden können, zum Beispiel durch Schiebetüren, ausklappbare Möbel oder mit intelligenter Technik.“
Tipp 3:
Weniger ist mehr: Möglichst schlichte Architektur
„Alle Architekten wissen: Je mehr ‚Schnörkel‘ und Extras, desto teurer. Mit dem Verzicht auf schmucke, aber letztlich dann doch unnötige Luxus-Details wie Anbauten, Erker, Balkone, Zwerchgiebel oder Dachvor- und Rücksprünge sowie aufwändige Gauben kann man die Baukosten ein ganzes Stück weit senken – je nach Aufwand sogar um mehrere tausend Euro. Gleiches gilt für die Form des Hauses: Möglichst einfach, kompakt und rechteckig spart Baumaterial, Heizkosten und vieles mehr.“
Tipp 4:
Kein Keller
„Für viele Bauherren gehört ein Keller zu einem ‚richtigen‘ Haus einfach dazu, immer noch. Doch wenn dieser nicht unmittelbar als Wohnraum genutzt wird, sondern nur als Lager- und Stauraum dient, ist er meist nicht nur in kürzester Zeit bis unter die Decke vollgestellt, sondern auch recht teuer! Im Vergleich mit der Alternative Bodenplatte können z.B. beim Einfamilienhaus leicht 15.- 30.000 Euro gespart werden, wenn der Keller wegfällt. Bei großen Häusern sogar noch mehr. Moderne Haustechnik nimmt eh nicht mehr so viel Raum ein und kann daher genauso gut in einer Wohnetage oder unter dem Dach untergebracht werden. Ganz besonders lohnt sich der Verzicht auf einen Keller dort, wo der Grund selbst nicht so teuer ist – denn dann sind die Alternativen vergleichsweise günstig (ein Schuppen zum Beispiel oder eine erweiterte Garage). Oder dort, wo der Keller besonders teuer wäre, etwa als „weiße Wanne“ in Gebiet mit hohem Grundwasserspiegel.“
Tipp 5:
Garten: lieber klein
„Die meisten Hausbesitzer lieben ihren Garten und das vollkommen zurecht: Holen sie sich doch ein Stück Grün und die Natur direkt vor die Haustür. Jeder, der vorher in einer Wohnung gelebt hat, weiß: Das ist wahre Lebensqualität! Doch kostet nicht nur die Grundstücksfläche an sich viel Geld, besonders in den Städten. Auch die Begrünung und die Pflege sind kosten- und zeitaufwändig, das sollte man bedenken. Entscheidend ist aber natürlich der Grundstückspreis: Verzichtet man nur auf 100 Quadratmeter Garten, spart man in einer mittleren Lage etwa in Berlin oder NRW stolze 35.000 Euro oder mehr!“
Tipp 6:
Standard-Ausstattung in Küche, Bad und bei der Haustechnik
„Badezimmer und Küche gehören zu den teuersten Räumen im Haus und bieten deshalb eine Menge Einsparpotenzial. Muss es wirklich die schickste Ausstattung an Armaturen, Fliesen und sanitären Anlagen von Markenherstellern sein? Und die Top-Küche mit edelsten Oberflächen und allerlei technischen Sperenzchen? Das kann schnell richtig Geld kosten. Und deshalb sollten die Bau- und Leistungsbeschreibungen immer genau gelesen werden: Welche Standard-Ausstattung ist schon mit drin und was kosten die edleren Ausführungen extra? Hier lohnt auch der Vergleich der Hausanbieter untereinander fast immer. Und auch bei der Haustechnik muss nicht immer alles vollautomatisch, ‚smart‘ und auf dem allerletzten Stand der Technik sein. Zumindest nicht sofort: Um das Anfangsbudget zu entlasten, können größere Ausgaben wie etwa eine PV-Anlage auf dem Dach auch gut erst einmal vertagt werden. Dann sollte aber bereits beim Bau zumindest an die Installation der entsprechenden Leitungen gedacht werden.“
Tipp 7:
Eigenleistungen – aber bitte mit Augenmaß
„Eines der beliebtesten Themen bei Baufamilien ist Sparen durch Eigenleistungen, die sogenannte „Muskelhypothek“. Hier rate ich, aufgrund vieler Erfahrungen, die ich während meiner TV-Karriere machen durfte, unbedingt zu einer realistischen Herangehensweise. Grundsätzlich sollte man sich und sein handwerkliches Talent auf keinen Fall überschätzen. Viele Dinge beim Hausbau sind zu Recht Sache für Profis! Aber auch durch leichtere Arbeiten wie Verputzen, Streichen, Tapezieren oder die Mitgestaltung der Außenanlagen lassen sich viele Euros sparen. Verfügt man über größeres handwerkliches Geschick oder hat gar Handwerker im Freundes- und Bekanntenkreis, ist noch viel mehr Ersparnis möglich – vielleicht sogar mit einem Bausatzhaus oder Ausbauhaus. Die meisten Baufamilien, mehr als die Hälfte, erbringen immerhin Eigenleistungen im Rahmen von 10.-15.000 Euro.“ Wie viel man mit welchen Arbeiten sparen kann, findet man im Detail auf unserem Ratgeber zum Thema „Sparen durch Eigenleistung“.
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Tipp 8:
Einfache Dachform
„Je einfacher die Konstruktion, desto günstiger wird das Dach und damit das Haus. Das Pult- und das klassische Satteldach sind preiswerte Dachformen, anders etwa als ein Walmdach mit Gauben – und obendrein wegen ihrer großen Dachfläche prinzipiell super für Solaranlagen geeignet. Sparen kann man auch, indem man den Dachüberstand nicht unnötig groß anlegt, sondern passend zur regionalen Witterung dimensioniert. Übrigens: Auch unter dem Dach lässt sich zunächst prima sparen: Wenn das Baubudget knapp kalkuliert ist, schieben viele Bauherrn den Dachausbau einfach erst einmal auf, um zunächst möglichst günstig zu bauen.“
Tipp 9:
Auf Kamin/ Schornstein verzichten
„Ein Kamin oder Ofen spendet zweifelsohne behagliche Wärme und ist urgemütlich. Aber das prasselnde Holzfeuer im Haus kostet einige tausend Euro, die man gut einsparen kann. Moderne, kompakte Heizsysteme mit Brenner und Wärmespeicher kommen ganz ohne teuren Schornstein aus.“
Tipp 10:
Anbieter gut vergleichen
„Die Auswahl an Hausanbietern und das Angebot an tollen Häusern sind riesig. Die Baufirmen von Fertighäusern und Massivhäusern berücksichtigen – teils sogar ohne Mehrkosten – auch viele individuelle Wünsche in der Planung, aber die Leistungsunterschiede sind mitunter beträchtlich. Um hier versteckte Kosten zu vermeiden, lohnt sich ein genauer Vergleich der Anbieter. Ein erster, empfehlenswerter Schritt hierzu ist immer der Besuch in einem Musterhauspark, hier kann man sich einen guten ersten Eindruck der Baufirmen verschaffen. Oder man bestellt sich gleich die Kataloge der Hausanbieter.“
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Tipp 11:
Förderungen in Anspruch nehmen
Der Bau eines Eigenheims wird in Deutschland durch staatliche Zuschüsse gefördert. Gerade Energiesparhäuser, die von der Kreditbank für Wiederaufbau unterstützt werden, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und bilden durch moderne Technik auch längerfristig die Möglichkeit, Unterhaltskosten zu sparen.
Tipp 12:
Alternativen Haustyp bauen
Das eigene Traumhaus muss nicht immer ein freistehendes Einfamilienhaus sein. So bilden das Doppelhaus oder das Reihenhaus günstige Alternativen mit vergleichbar viel Wohnfläche. Die fehlenden Außenwände werden durch günstigere Trennwände ersetzt, die sowohl den Anschaffungspreis als auch späteren Heizkosten deutlich senken.
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