Was genau ist Estrich?
Der Estrich ist ein Bestandteil des Fußbodenaufbaus. Er ist die Begradigungsschicht bzw. der Zwischenboden zwischen dem Untergrund (zum Beispiel der Betongrundlage) und dem Bodenbelag. Die Estrichschicht wird auf den tragenden Grund gegeben, ausgeebnet und hat folgende Funktionen:
- Die gewünschte Bodenhöhe erreichen
- Unebenheiten des Bodens ausgleichen
- Druck gleichmäßig verteilen
- Schall- und Wärme isolieren bzw. im Fall von Heizestrich Wärme leiten
Beide Materialien bestehen (je nach Art des Materials) aus ähnlichen Bestandteilen. Allerdings hat Estrich eine andere Funktion als Beton: Während Beton besonders belastbar und hart ist und als Fundament dient, nutzt man Estrich vor allem um Unebenheiten auszugleichen, zur Wärme- und Schallisolierung und um in Fußbodenheizungen die Schläuche einzubetten. In der Konsistenz gibt es ebenfalls Unterschiede. Für manche Estricharten wird (anders als bei Beton) kein Wasser benötigt, außerdem ist Estrich feiner, trocknet schneller und kann – je nach gewähltem Material – mehr Funktionen als Beton erfüllen.
Wie ist der Estrich aufgebaut?
Nicht nur in der Art, sondern auch im Aufbau des Estrichs gibt es Unterschiede. Dies sind die drei gängigen Arten:
Verbundestrich
Der sogenannte Verbundestrich, der für besonders belastete Böden wie in Garagen und Kellern genutzt wird, wird direkt mit dem Untergrund verbunden (daher die Bezeichnung). Für diese Räume ist in der Regel keine besondere Tritt- und Wärmeisolierung notwendig, daher gibt es keine Dämmschicht. Sollten Bodenrohre eingebaut werden, ist jedoch zusätzlich eine Trennlage notwendig, die die Rohre vom Estrich freihält.
Schwimmender Estrich
Fließestrich wird mit Wasser angerührt und „schwimmend“ verlegt, also ohne Verbindung zu angrenzenden Bauteilen. Dadurch ist der schwimmende Estrich besonders gut Trittschall- und wärmedämmend. Er wird nicht direkt auf dem Untergrund, sondern auf einer Dämmschicht und mit Randdämmstreifen als Abgrenzung zu den Wänden verlegt. Mit einer Pumpe und Schlauch wir der Estrich schnell im gesamten Raum verteilt und mühelos glatt. Ein manuelles Abziehen ist hier nicht notwendig.
Estrich auf Trennschicht
Um das Aufsteigen von Feuchtigkeit zu verhindern, wird der Estrich bei dieser Konstruktion auf einer Zwischenschicht bspw. aus PE-Folie verlegt.
Heizestrich
Bei einer Fußbodenheizung werden die Heizrohre in die Estrichmasse (z.B. Faser- oder Gussasphaltestrich) eingebettet. Darunter befinden sich die Dämmung und eine Trennschicht.
Zur besseren Haftung wird bei manchen Estricharten (zum Beispiel beim Trockenestrich) zuerst ein Tiefengrund aufgetragen. Auch müssen eventuelle Unebenheiten davor abgeschliffen bzw. mit Schüttungen ausgeglichen werden, bevor der Estrich verlegt werden kann. Zur besseren Isolierung werden die Ränder des Raumes mit Dämmstreifen ausgestattet.
Welche Estricharten gibt es?
Es gibt mehrere Arten von trockenem und nassem Estrichmörtel, die in unterschiedlichen Räumen zum Einsatz kommen. Wir haben die Eigenschaften und Kosten der unterschiedlichen Estricharten für Sie zusammengefasst.
Zementestrich (Nassestrich)
Vorteile:
- Nach der Trocknung besonders robust und belastbar
Nachteile:
- Während der Verlegung empfindlich bei Temperaturschwankungen
- Lange Trocknungszeit – bis zu 4 Wochen Wartezeit sind vor der Verlegung des Bodens notwendig
Einsatzgebiet:
- Für alle Räume geeignet
Preis:
- 10 bis 12 EUR pro m²
Trockenestrich
Vorteile:
- Keine Trocknung notwendig - daher keine Materialspannung, Wartezeit und Feuchtigkeit im Haus während der Verlegung
- Einfacher zu verlegen, kann daher zur Kosteneinsparung evtl. in Eigenleistung verbaut werden
Nachteile:
- Vergleichsweise wenig schallisolierend
- Teurer als manch andere Estricharten – dafür unkomplizierter in der Verlegung
Einsatzgebiet:
- Optimal für Sanierungen und Fertigbauten geeignet
Preis:
- 15 bis 30 EUR pro m²
Gussasphaltestrich (Nassestrich)
Vorteile:
- Saubere Verlegung, keine Geruchs- und Staubbelästigung
- Besonders gut isolierend
Nachteile:
- Benötigt einen Tag Trocknungszeit, bevor der Boden aufgetragen werden kann
- Die Verlegung ist aufwendiger und sollte besser Profis überlassen werden
Einsatzgebiet:
- Besonders für Bad und Außenräume geeignet
Preis:
- 6 bis 7 EUR pro m²
Magnesiaestrich (Nassestrich)
Vorteile:
- Sehr belastbar, widerstandsfähig und besonders gut isolierend
- Elektrisch leitfähig
Nachteile:
- Sehr hochpreisig
- Mehraufwand bei Verlegung, da eine Versiegelung notwendig ist
- Sehr feuchteempfindlich (daher ungeeignet für Feuchträume)
Einsatzgebiet:
- Industrieböden
Preis:
- 100 EUR pro m²
Fließestrich/ Calciumsulfatestrich/ Antihydritestrich (Nassestrich)
Vorteile:
- Sehr gute Wärmeleitung
- Schnelle und einfache Verlegung
Nachteile:
- Eine Spezialpumpe wird benötigt, daher ist diese Estrichart nicht für DIY geeignet
- Für Böden mit selbst minimalem Gefälle ungeeignet
Einsatzgebiet:
- Ideal für Räume mit Fußbodenheizung, jedoch nicht für Feucht- und Außenräume
Preis:
- 15 bis 25 EUR pro m²
Für Sonderböden: Kunstharzestrich/ Epoxidharzestrich (Feuchtestrich)
Vorteile:
- Extrem robust, flexibel und belastbar
- Auch für Feuchträume geeignet
Nachteile:
- Kostenintensiv
- Benötigt eine Trennlage
Einsatzgebiet:
- Bodengleiche Duschen, Außenräume und Industrieböden, versiegelt auch für Innenräume im Industrie-Chic
Preis:
- 45 bis 50 pro m²
Wie wählt man den richtigen Estrich aus?
Wie Sie sehen, haben die verschiedenen Estricharten unterschiedliche Eigenschaften, daher wird das richtige Material aufgrund der Funktion des Raumes und den Anforderungen gewählt. Auch der Preis und die gewünschte Ausstrahlung des Hauses spielen eine Rolle: Kunstharzestrich mag für einen modernen Look unschlagbar sein, ist aber nicht für jede Baufamilie attraktiv (und kostet außerdem eine Menge Geld).
So wird der Estrich verlegt
Bevor der Estrich verlegt werden kann, werden auf dem sauberen Boden eine PE-Abdeckfolie und an den Wänden entlang Randdämmstreifen angebracht. Danach wird der Estrich verlegt. Je nach gewählter Art (trocken oder feucht) muss die Oberfläche noch gleichmäßig abgezogen und geglättet. Anschließend muss bei Nassestrich unbedingt gewartet werden, bis der Estrich vollkommen durchgetrocknet ist und keine Restfeuchte mehr besteht.
Estrich im Neubau verlegen? Unsere Tipps
Auch wenn Sie schnellstmöglich ins ersehnte Eigenheim ziehen möchten: Hastigkeit kann teure Folgen haben und am Ende zu noch mehr Verzögerungen führen. In manchen Fällen lohnt es sich, den Zementestrich zu wählen, auch wenn er lange trocknen muss!
Für eine besonders gute Isolierung (was später Energiekosten sparen wird) kann eine zusätzliche Dämmschicht verlegt werden.
Bevor Estrich verlegt wird, sollte ein Fugenplan erstellt werden. Dieser bestimmt die Art und Anordnung der Fugen. Dabei werden Untergrund, Heizfelder und Belag berücksichtigt. Sie möchten den Estrich selber verlegen? Dann ist Sorgfalt und je nach Estrichart sogar Akribie gefragt: Prüfen Sie immer wieder die Füllhöhe mit Zollstock und Wasserwaage nach!
Unbedingt geduldig sein, bevor es an die Bodenverlegung geht: Der Estrich muss wirklich vollständig durchgetrocknet sein.
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