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Henning Scherf: Leben in der Wohngemeinschaft

Gemeinsam stark

Seit 1987 wohnen der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf (76) und seine Frau zusammen mit Freunden in einer Hausgemeinschaft. Seine Kinder hielten das damals für postpubertäre Romantik. Heute ist es nicht nur die schmale Rente, die Menschen überlegen lässt, ob sie sich auf alternative Wohnvorstellungen einlassen.

Das Leben von mehreren Generationen unter einem Dach hält Ältere geistig und körperlich mobil, Jüngere werden entlastet und lernen Toleranz. Die Idee kommt langsam in der Gesellschaft an. Für Bauunternehmen ist es heute selbstverständlich geworden Mehrgenerationenhäuser anzubieten.

Zur Person

Henning Scherf wurde 1938 in Bremen geboren. Von 1978 bis 2005 war der Sozialdemokrat Mitglied in der Landesregierung der Hansestadt, deren Chef er von 1995 bis 2005 als Bürgermeister war. Der studierte Jurist und Soziologe hat fünf Geschwister, drei Kinder und neun Enkelkinder zusammen mit seiner Frau Luise. Scherf war bekannt für seine klaren Worte, beliebt war er vor allem wegen seiner außerordentlichen Bürgernähe. Neben vielen Ehrenämtern ist Scherf heute unterwegs, um für die Idee gemeinschaftlichen Wohnens zu werben.

Interview

Henning Scherf gilt als der prominenteste Vertreter der Idee vom Leben mit Jung und Alt unter einem Dach. Spätestens seit seinem Rückzug aus der Politik 2005 ist er aktiv unterwegs, um für die Idee zu werben. Musterhaus.net führte ein Interview mit ihm.

Musterhaus.net: Sie und Ihre Ehefrau haben sich im Alter von Mitte/Ende Vierzig dazu entschieden, mit zehn Freunden in eine Hausgemeinschaft zu ziehen. Wie kam es dazu?

Dr. Henning Scherf: Unsere drei Kinder hatten früh ihr Abitur geschafft und wollten möglichst weit weg vom Elternhaus, am liebsten im Ausland studieren. So ähnlich ging es mehreren unserer Freunde. Und mit denen haben wir geplant, unter ein Dach zu ziehen, um so rechtzeitig für unser Altersleben vorzusorgen.

Musterhaus.net: Über das Leben in einer Wohngemeinschaft halten sich bis heute hartnäckig Vorurteile und Ressentiments. Die Vereinzelung der Menschen ist eher ein Phänomen der Neuzeit. Sind wir zu unsozialen Wesen geworden?

Scherf: Über Jahrhunderte war es selbstverständlich, dass die Alten mit den Nachwachsenden unter einem Dach lebten. Die industrielle Revolution hat diese traditionelle Lebensform weitgehend zerschlagen. Heute wohnen die Menschen da, wo sie ihren Arbeitsplatz gefunden haben. Dabei sind viele soziale Bindungen brüchig geworden.

Musterhaus.net: Muss ein Leben mit mehreren Generationen unter einem Dach mit Einschränkungen individueller Freiheiten rechnen?

Scherf: Das Zusammenleben gelingt, wenn jeder die Freiheiten hat, die er sich wünscht. Meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, dass Freiheit im Alltag umso besser gelingt, wenn man im Hintergrund einen verlässlichen Heimathafen hat.

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Musterhaus.net: Das Älterwerden ist oft mit pflegerischen Notwendigkeiten verbunden, die Fachkenntnisse erforderlich machen. Gleichzeitig wollen und sollen Ältere so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und von ihren Mitmenschen begleitet sein. Wie geht man am besten damit um?

Scherf: Mehr als 70 Prozent der pflegebedürftigen Menschen leben in Deutschland zu Hause. Das gelingt oft nur mit Hilfe ambulanter Dienste. Die gibt es aber inzwischen überall. Wenn ambulante professionelle Hilfe und Selbsthilfe harmonieren, können Ältere lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.

Musterhaus.net: Führt das Absinken des Rentenniveaus und der Sozialabbau insgesamt zu einem gesteigerten Interesse an gemeinschaftlichem Wohnen?

Scherf: Wer genau rechnen muss, weiß, dass gemeinschaftliches Wohnen hilfreich sein kann. Am teuersten ist es, mutterseelenallein in der früher von der Familie genutzten Wohnung übrig geblieben zu sein.

Musterhaus.net: Ist man durch den bevorstehenden radikalen demografischen Wandel nicht schon gezwungen über alternative Wohnmodelle nachzudenken?

Scherf: Es ist dringend, dass wir für die immer älter werdende Gesellschaft Wohn- und Lebensalternativen entwickeln. Andere Gesellschaften (zum Beispiel Skandinavien und die Niederlande) machen das vor.

Musterhaus.net: Sie sind immer noch viel auf Achse, um für gemeinschaftliches Wohnen zu werben. Was muss Ihrer Meinung nach geschehen, damit die Idee weiter Fuß in der Gesellschaft fassen kann?

Scherf: Wir brauchen viele gute Beispiele möglichst in unmittelbarer Nähe der älterwerdenden Mitbürger. Die Kommunalpolitik hat hier ein riesengroßes Handlungsfeld. Mein Eindruck ist, dass die Gemeinden, in denen diese neuen Wohnformen couragiert angepackt werden, eine Zukunft haben. Die anderen, die diese Entwicklung verschlafen, müssen darauf gefasst sein, dass es sie in einigen Jahrzehnten nicht mehr gibt (Beispiel: die menschenleeren Dörfer in Burgund).

Musterhaus.net: Wie sieht heute Ihr Alltag in der Wohngemeinschaft aus?

Scherf: Jeder Tag ist neu. Wir lernen von einander bis ins hohe Alter. Unsere Kinder und besonders unsere Enkelkinder sind begeistert, kommen gern und bleiben immer länger.

Musterhaus.net: Herzlichen Dank für die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben.

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Schlagworte: Bauplanung, Interview, Reportage

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