Hochwasserschutz am Haus: Gibt es Regionen mit festen Vorgaben?
Das Wasserhaushaltsgesetz verlangt, Gebiete, die Hochwasser statistisch gesehen einmal in 100 Jahren heimsuchen, zu Überschwemmungsgebieten zu erklären. In solchen Gebieten sind Neubauten grundsätzlich verboten, ebenso wie die bauliche Erweiterung bestehender Anlagen. Ausnahmen sind möglich, wenn
es zu keiner Beeinträchtigung des vorhandenen Hochwasserschutzes kommt,
der Hochwasserrückhalt (zum Beispiel in Form von Talsperren) nicht oder nur wenig eingeschränkt wird,
ein Ausgleich für verlorenen Rückhalteraum erfolgt,
sich der Wasserstand und Abfluss bei Hochwasser nicht verschlechtern und
der Bau an das Hochwasserrisiko angepasst ist.
Besonderheit zum Thema Heizungsbau
Seit 2018 besteht ein Verbot, in Überschwemmungsgebieten neue Ölheizungen und Öltanks zu errichten. Hausbesitzer müssen bereits vorhandene Heizölverbrauchsanlagen bis zum 5. Januar 2023 hochwassersicher nachrüsten, vorausgesetzt, der Umbau ist wirtschaftlich vertretbar.
Welche Alternativen dazu gibt es:
Wie können Sie Ihr Gebäude hochwassersicher bauen?
Wasser ist ein Element, das fast durch jede Lücke passt. Das heißt, wenn Sie in einer hochwassergefährdeten Region leben, müssen Sie sich damit abfinden, nie ganz in Sicherheit zu sein. Kellerfenster und -schächte sowie Löcher in den Wänden (um nur ein paar Beispiele zu nennen) können den Wassereintritt begünstigen. Deshalb ist es gerade umso wichtiger, den Keller bei Präventivmaßnahmen im Blick zu haben.
Durch eine solide Planung lassen sich allerdings die persönlichen Risiken und finanziellen Schäden maximal begrenzen. Das gilt nicht nur für den Hochwasserschutz beim Hausbau, sondern auch für bestehende Altbauten, die sich sogar nachträglich weitgehend gegen Überschwemmungen absichern lassen.
Welche konkreten Maßnahmen zum Hochwasserschutz führen beim Hausbau zum Ziel? Das zeigen wir Ihnen im Folgenden.
1. Rückstausysteme installieren
Bei Starkregen und Kanalverstopfungen oder wenn wichtige Pumpen ausfallen, kann ein Abwasserstau an den Ablaufstellen eines Gebäudes entstehen. Mit einem Rückstausystem vermeiden Sie dieses Problem.
Die aktive Variante ist eine Abwasserhebeanlage, die passive Version bilden Rückstauklappen an relevanten Stellen. In den Bodenabläufen moderner Gebäude sind solche Verschlüsse oftmals schon installiert. Bei Altbauten ist eine Nachrüstung möglich.
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Wenn Sie als Bauherr sich für ein aktives Rückstausystem für Ihr Haus entscheiden, dann muss dieses die Normen DIN 1986-100 und DIN EN 12056 erfüllen. Diese Vorschriften regeln die Entwässerung von Grundstücken. Passive Systeme sind an die DIN EN 13564 gebunden: Sie sollten verschleißfest sowie temperaturbeständig sein und benötigen eine zweimal jährliche fachkundige Wartung.
2. Abflusssysteme
Denken Sie über ein funktionierendes Abflusssystem auf Ihrem Grundstück nach. Führen Sie mithilfe von Drainagen und Gefällen das Wasser vom Gebäude weg, legen Sie Sickergruben und bewusst tiefste Punkte an. So schützen Sie Ihr Haus vor vermeidbaren Schäden.
3. Höher bauen
Eine einfache Möglichkeit, den Hochwasserschutz beim Hausbau umzusetzen, besteht darin, das Gebäude höher zu setzen als die Umgebung. Errichten Sie den Bau auf einem Hügel oder – noch sicherer – auf einem wasserfesten Betonsockel. Oder stellen Sie es auf Stelzen, damit das Hochwasser darunter fließen kann. Für welche Lösung Sie sich auch immer entscheiden: Bereiten Sie das Gelände unter fachkundiger Mitwirkung eines Hoch- und Tiefbauunternehmens sorgsam vor.
4. Hochwasserschutz mit Spezialmaterial
Verwenden Sie vor allem im Keller und im Erdgeschoss Ihres Hauses speziell hochwassersichere Materialien. Besonders die Außenwände, Türen und Fenster sollten einem gewissen Wasserdruck standhalten können und mit schützenden Dichtungen versehen sein.
Auch haltbare Dichtmaterialien, zum Beispiel Silikon, XPS (extrudiertes Polystyrol) und Glasschaumplatten, sind gefragt, um in etwa die Garage oder den Keller wasserfest zu gestalten.
5. Fenster und Türen
Kaufen Sie mindestens „hochwasserfeste“ Fenster und Türen, am besten aber als „wasserdicht“ bezeichnete Modelle. Achten Sie darauf, dass alle Fenster und Türen nach außen aufgehen, damit das Stauwasser sie nicht aufdrückt.
Beachten Sie, dass als „hochwasserfest“ deklarierte Fenster immer noch bis zu 240 Liter Wasser je 24 Stunden durchsickern lassen (zumeist sind es um die 24 Liter je 24 Stunden). Nur „wasserdichte“ Fenster gelten als wirklich dicht, obwohl auch hier eine gewisse Sickerung möglich ist – schon allein, weil das Mauerwerk rundherum nicht immer völlig dichthält.
6. Schutzwände installieren
Für einen gewissen Hochwasserschutz rund um das Haus sorgen stabile Schutzwände aller Art. Beziehen Sie nicht nur Zäune und Mauern in Ihre Planungen mit ein, sondern auch Nebengebäude wie die Garage, das Carport und die Gartenhütte. Verankern Sie alles gut im Boden und stellen Sie sicher, dass Ihre Schutzvorrichtungen auch unter hohem Wasserdruck nicht nachgeben.
Wer sich mobile Hochwasserschutzwände anschafft und für den Notfall einlagert, geht noch mehr auf Nummer sicher. Sobald ein Hochwasser angekündigt wird, können Sie diese als weitere Sicherheitsmaßnahme aufbauen.
7. Heizungsanlage sichern
Sichern Sie Ihren Heizungstank mit Zusatzhalterungen ab, damit er bei Hochwasser nicht aufschwimmt. Sorgen Sie dafür, dass Öffnungen und Anschlüsse Ihrer Heizungsanlage gegen eindringendes Wasser geschützt sind.
Der Hochwasserschutz beim Hausbau ist ein komplexes Thema. Vom Fundament des Hauses über das Kellerfenster und die Tür bis hin zum umgebenden Grundstück gilt es, ein Gesamtkonzept zu entwickeln und es sorgfältig umzusetzen. Nur so erhalten Sie einen zuverlässigen Schutz gegen das Wasser, verzahnt wie ein gut laufendes Räderwerk.
Während der Überschwemmung: Wie schütze ich mein Haus?
Hochwassersicher zu bauen, ist die eine Seite der Medaille. Die andere besteht darin, während und nach einer bestehenden Überschwemmung als Hausbesitzer zielgerichtet zu handeln. Denn die vorbeugenden Maßnahmen sind nie allumfassend, sie benötigen eine kluge Ergänzung, sobald das Hochwasser tatsächlich naht.
Strom abschalten:
Schalten Sie zuerst den Strom ab, um Ihre Hauselektrik und sich selbst zu schützen.
Keller leer räumen:
Räumen Sie nun alles Wertvolle aus dem Keller nach oben, insofern das auf sicherem Wege möglich ist. Ist der Keller bereits überschwemmt, sollten Sie lieber draußen bleiben (Schutz vor Stromschlägen und Ertrinken).
Brenner ausbauen:
Bauen Sie den Brenner Ihrer Öl- oder Gasheizung aus und sichern Sie die Heizungselektronik ab. Bitten Sie vorzugsweise einen Fachmann, diese Eingriffe vorzunehmen.
Schwachstellen abdichten:
Dichten Sie bekannte Schwachstellen ab, zum Beispiel mithilfe von Sandsäcken, Schalbrettern, mobilen Sperren und Silikon.
An erster Stelle steht immer der Schutz Ihres Lebens und das Ihrer weiteren Hausbewohner. Gehen Sie niemals ein unnötiges Risiko ein – das betrifft auch die Ausführung der hier zuvor genannten Tipps.
Schaden begrenzen: Was ist nach der Überschwemmung zu tun?
Zur Schadensbegrenzung zählt auch die Nachsorge im Anschluss an das Hochwasser. Die Abpumparbeiten sollten erst dann beginnen, wenn der Grundwasserspiegel wieder ausreichend gesunken ist und Sie sichergehen können, dass Sie mit Ihrer Maßnahme keinen weiteren Schaden anrichten. Fotografieren Sie alle Defekte für Ihre Versicherung.
Wasserreste und Schlamm müssen so schnell wie möglich verschwinden, um weitere Bauschäden und Schimmel zu verhindern. Mieten Sie sich Heizgeräte für die Trocknung an.
Engagieren Sie eine Fachfirma, die Ihre Heizungsanlage, die Elektrik und die Baustatik überprüft. Falls Schadstoffe ins Wasser gelangt sind, informieren Sie die Feuerwehr.
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