Das Haus individuell gestalten – verputzt oder verklinkert?
Beim Hausbau zählen vor allem die Wünsche und Träume der Bauherren. Das gilt ganz besonders für die Fassade. Mit Klinker oder doch mit Putz?
Fast jeder hat eine Vorstellung davon, wie sein Haus am Ende aussehen soll. Schließlich gibt das Äußere dem neuen Haus für viele Jahrzehnte eine ganz eigene Persönlichkeit. Bei gleichen Haustypen unterscheidet sich das neue Zuhause vor allem durch eine andere, individuelle Gestaltung der Fassade von den Häusern in der Nachbarschaft.
Die beliebtesten Werkstoffe zur Fassadengestaltung sind Klinker, Putz und Holz, die in ihrer Optik und Ausstrahlung völlig unterschiedlich wirken. Haltbarkeit, Wärmedämmung und Pflege sind neben den Kosten die Auswahlkriterien. Was ist für das Traumhaus besser geeignet: Klinker oder Putz? Unser Ratgeber hilft bei der Entscheidung.
Was ist günstiger – Klinker oder Putz?
Neben der Optik sind also die Kosten beim Hausbau das wichtigste Entscheidungskriterium. „Klinker oder Putz“ ist diesbezüglich zunächst eine Wahl zwischen recht hochpreisig und deutlich günstiger. Die Putzfassade ist deshalb aus Kostensicht oft die erste Wahl. Aber ist Klinker deswegen out? Ganz sicher nicht, wie neueste Statistiken zeigen.
Kein Wunder, denn Klinker punktet in vielerlei Hinsicht. Zwar ist der Preis für eine Klinkerfassade höher, Klinker hält dafür allerdings auch ein Leben lang. Stichwort Kosten: Bei der klassischen „Vormauerschale“-Klinkerfassade fallen – inklusive Aufwand für Maurerarbeiten, also der Montage – in etwa folgende Kosten an:
- Klinkerfassade beim Neubau: rund 150 Euro pro Quadratmeter Fassade aufwärts
- Nachträgliche Klinkerfassade: zwischen 140 und 180 Euro pro Quadratmeter
Bei einem Einfamilienhaus mit etwa 150 m² Wohnfläche kostet eine Klinkerfassade ungefähr 22.500 Euro bis 27.000 Euro – Material und Arbeitslohn inklusive. Der Preis hängt dabei stark vom Haustyp und der Wahl des Klinkers ab.
Dafür überstehen die verklinkerten Hausfassaden 100 Jahre Wettereinflüsse und Generationen von Hausbewohnern. Einzig die Fugen sind nach rund 50 Jahren aufzuarbeiten oder zu erneuern. Putz hingegen ist je nach Region alle 15 bis 20 Jahre auszubessern und benötigt einen neuen Anstrich. Allerdings ist er vom Initialaufwand her deutlich günstiger und kostet beim Neubau zwischen 50-80 Euro pro Quadratmeter, ist also ungefähr halb so teuer wie Klinker. Diesen finanziellen Aufwand und auch die Folgekosten sollten Bauherren bei ihrer Entscheidung für eine Fassade aus Klinker oder Putz von vornherein berücksichtigen.
Klinker oder Putz: Was ist besser geeignet und warum?
Alle Fassadenarten haben ihre Vor- und Nachteile, die jedoch bei jedem Gebäude unterschiedlich zum Tragen kommen. Vor allem der jeweilige Standort, die Dachform und das Klima sorgen für eine individuelle Gewichtung der Pros und Contras. Die Optik, Haltbarkeit und das Budget sind weitere Faktoren, die jeder Bauherr während der Bauplanung bei der Auswahl seiner Fassade heranziehen sollte. Traditionell gibt es für beide Fassadenarten ein starkes Nord-Süd-Gefälle.
So ist das Verklinkern von Gebäuden in Norddeutschland seit Jahrhunderten Tradition und somit quasi Standard. In Süddeutschland ist dagegen eher Putz im Einsatz. Die Gründe dafür sind vor allem klimatisch bedingt: Im Norden ist es eben windiger und regnerischer und die Klinkersteine sind diesbezüglich robuster. Apropos Wetter: Unter Maurern oder auch Gebäudereinigern ist bekannt, dass die sogenannte Wetterseite, also jene Hausseite, die Regen und Wind besonders stark ausgesetzt ist, bei Putz einen starken Hang zu Verschmutzung durch Feuchtigkeit und ihre Folgen, wie etwa Moos, hat.
Grundsätzlich sollten vor allem diese Kriterien bei der Überlegung, ob Sie Klinker oder Putz für Ihr Haus verwenden, genauer unter die Lupe genommen werden:
- Standort, Klima und Wetterseite
- Dachform und -größe
- Eigenkapital (Extrakosten für Klinker finanzierbar?)
- Renovierungsintervall
- Optik und Fassadengestaltung
- Folgekosten
Rechnen sich die höheren Kosten für Klinker?
Im Norden sind also Wind und Wetter sowie beispielsweise salzhaltige Meeresbrisen Faktoren, die einer Putzfassade prinzipiell nicht guttun. In diesen Regionen ist Klinker daher nach wie vor im Vorteil. Denn wenn sich zum Beispiel in nördlichen Regionen die Renovierungen einer Putzfassade im Laufe der Jahrzehnte häufen, kann sich der höhere Anschaffungspreis der Klinkerfassade über die Nutzungsdauer rechnen. Klinker ist ein extra hart gebrannter Ziegelstein, dessen Poren geschlossen sind. Kein Wasser geht hinein, Feuchtigkeit aber hinaus.
Weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu Putz hat Klinker eine deutlich bessere Wärmedämmung und hält Schall ab. Bei einem gut isolierten Gebäude auf dem Land ist das vielleicht unerheblich. Für ein zu renovierendes, älteres Haus in der Stadt kann der Mehrpreis für Klinker auch aus Dämmungsgründen jedoch durchaus eine gute Investition sein. Eine Klinkerfassade gibt es in verschiedenen Grau- und Erdtönen und sie kann je nach Wahl des Klinkers modern oder rustikal aussehen.
Klinker: Vor- und Nachteile
Vorteile von Klinker
- Hält ein ganzes Leben
- Trotzt jedem Wetter
- Gute Wärmedämmung
- Erhöhter Schallschutz
- Kaum Pflegebedarf
- Leicht zu reinigen
- Später auch überputzbar
Nachteile von Klinker
- Höhere Baukosten
- Vergrößert Baufläche, somit auch Fundament und Dach
- Fugenrenovierung ist selten, dann aber aufwendig
Auch im übrigen Deutschland gibt es Regen und Sturm, doch die Hausbauweise ist vielerorts eine andere. Tendenziell haben die Häuser im Süden einen deutlich größeren Dachüberstand, der die Putzfassade vor Wettereinflüssen schützt. Wer jedoch sein Dach größer oder extra eine andere Dachform plant, nur um die Außenwand bzw. die favorisierte Putzfassade vor dem Wetter zu schützen, baut im Vergleich meist nicht viel günstiger und verzichtet obendrein noch auf die Vorteile des Klinkers.
Im Bereich der optischen Gestaltung ist Putz dagegen unschlagbar vielfältig. Feiner oder grober Putz gibt der Fassade eine ganz individuelle Struktur. Die Farbauswahl ist nahezu unbegrenzt, sodass sich mit einem Farbanstrich die Hausfassade beliebig gestalten lässt. Farblich akzentuierte Fenster und Türen sind nur eine von vielen Designmöglichkeiten. Dunklerer Feinputz am Sockel macht Verschmutzungen durch Spritzwasser unsichtbarer. Mit qualitativ hochwertigen Produkten für den Anstrich können Bauherren inzwischen auch ganz gezielt die Abstände zwischen den Renovierungen vergrößern.
Putz: Vor- und Nachteile
Vorteile der Putzfassade
- Geringere Kosten
- Große Farbauswahl
- Verschiedene Putzstrukturen, wie Fein- oder Grobputz
- Unterschiedliche Putze je nach Einsatz
- Viele Gestaltungsmöglichkeiten
- Mit anderen Fassadenarten kombinierbar
Nachteile der Putzfassade
- Verschmutzt schneller
- Wetterempfindlicher
- Ausbesserung oder Neuanstrich häufiger erforderlich
- Vor allem farbiger Putz schwer auszubessern
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Mehr als ein guter Kompromiss: Die Mischfassade/ Klinkerputz
Das klassische, weiß verputzte Einfamilienhaus oder die backsteinrot verklinkerte Immobilie im norddeutschen Stil sind schon lange nicht mehr die einzigen Alternativen. Immer öfter sind Mischfassaden, auch Klinkerputz genannt, zu finden. Die gezielte Verwendung von Mischfassaden bringt Vorteile, da sich die Fassade in der Funktion individuell anpassen lässt. Die Kombination beider Materialien eröffnet zudem eine Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf Farbe, Design und Optik der Hausfassade.
Eine moderne, aktuell gefragte Variante ist zum Beispiel: Vorbau ohne Dachüberstand vollständig verklinkert, während die Fassade im Bereich der überdachten Terrasse mit dem günstigeren Putz versehen ist. Gegen Spritzwasser schützt Klinker viele Häuser immer öfter als Sockel von einem Meter Höhe oder gleich für die ganze, untere Etage der Villa, während oben verputzt ist. Klinker gewährt in vielen Mischfassaden auch gern einen zusätzlichen Schallschutz für das Schlafzimmer, den die Garage hingegen nicht benötigt. Oder: Der Eingangsbereich bleibt mit Klinker oder alternativ Fassadenplatten aus Feinzement, Holz oder Naturstein länger schön, während der Rest des Hauses verputzt ist.
Mischfassaden sind optimal geeignet, um die jeweils besten Eigenschaften von Klinker oder Putz gezielt zu nutzen und die Kosten dabei vergleichsweise niedrig zu halten. Ganz nebenbei verschönert die Kombination von Klinker und Putz das Eigenheim individuell nach dem eigenen Geschmack. Deswegen heißt es bei Häuslebauern immer öfter: Klinker und Putz, statt Klinker oder Putz.
Vor- und Nachteile der Mischfassade/ des Klinkerputzes
Vorteile der Mischfassade/ des Klinkerputzes
- Individuell anpassbar
- Günstiger als Vollklinker
- Vielfältige Designmöglichkeiten
- Abwechslungsreiche Gestaltung der Hausfassade
- Wetterseiten besser geschützt
- Schalldämmung gezielt für einzelne Räume möglich
- Klinker als Spritzwasserschutz einsetzbar
Nachteile der Putzfassade/ des Klinkerputzes
- Höhere Baukosten je nach Fläche von Klinker oder Putz
- Wärmedämmung des Klinkers nur bei großen Flächen gegeben
- Schalldämmung nur bedingt gegeben
Die Pflege und Renovierung von Klinker oder Putz
Klinker sind pflegeleicht, denn sie nehmen durch die gebrannte Oberfläche kaum Schmutz auf. Putz dagegen verschmutzt gerade durch Spritzwasser schnell. Auch Tierbesitzer und Familien mit Kindern kennen schmutzige oder beschädigte Hauswände mit Putz. Doch wie aufwendig ist es, Klinker oder Putz zu renovieren? Lassen sich Klinker oder Putz bei Nichtgefallen wieder entfernen?
Klinker zu entfernen ist möglich, aber sehr mühselig und zumeist gar nicht notwendig. Denn Klinker sind auch nachträglich verputzbar, wodurch die wertvolle Schall- und Wärmedämmung erhalten bleibt. Andersherum Klinker auf Putz zu setzten, geht ebenfalls gut. Dazu genügt es zumeist, den Putz anzuschleifen. Blüht dagegen der Putz bereits auf oder springt wegen Feuchtigkeitsschäden ab, muss er runter. Das geht mit den entsprechenden Maschinen einer Baufirma sogar großflächig relativ zügig. Mit der Wahl des richtigen Putzes ist auch die Ausbesserung einfach. Daher lässt sich im Prinzip jede Fassade, egal ob Klinker oder Putz, mit mehr oder weniger großem Aufwand wieder verändern.
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